ARMUT
Armut ist keine Frage des Verzichts. Armut ist ein von außen aufgezwungener Mangel. Sie bewirkt eine Einengung, bis hin zu dramatischen Situationen, wo es keinen Handlungsspielraum mehr gibt, keine Entscheidungen mehr möglich sind. Wo man aussichtslos in der Not gefangen ist. Die Betroffenen können die Wohnung nicht angemessen warm halten, geschweige denn unerwartete Ausgaben tätigen. Außerdem sind arme Menschen häufiger krank und müssen oft in überbelegten, feuchten, schimmligen Wohnungen leben. Armut macht einsam und nimmt Zukunft.
Aber: Starke Sozialstaaten reduzieren Abstiegsgefahr und schützen die Mitte vor Armut.
Sozialleistungen tragen entscheidend zum sozialen Ausgleich bei und wirken armutspräventiv. Sie reduzieren die Armutsgefährdung von 45% auf 13%. Am stärksten wirken Arbeitslosengeld, Notstands- und Mindestsicherung sowie Wohnbeihilfe und Pflegegeld. Das sind gerade auch jene Leistungen wie die Mindestsicherung dabei, die in eine gekürzte Sozialhilfe umgewandelt werden soll. Und: Während die Lohneinkommen und die Vermögen auseinander gehen, blieben die Haushaltseinkommen in Österreich relativ stabil. Die soziale Schere geht auf, der Sozialstaat gleicht aus.
Effektive Hilfen braucht es bei Kinderarmut, älteren Arbeitslosen, Altersarmut und chronischen Erkrankungen
Besonders gefährdet sind Kinder, Frauen im Alter, Alleinerzieherinnen und Langzeitarbeitslose. Mit großen Problemen sind Menschen mit chronischer Erkrankung konfrontiert. Und die hohen Wohnkosten bringen viele an den Rand. 303.000 Personen aller Armuts- und Ausgrenzungsgefährdeten sind Kinder, in Ein-Eltern-Haushalten Lebende sind zu 46% armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, Familien mit mindestens drei Kindern zu 25%. Unter den Pensionsbeziehenden sind alleinlebende Frauen mit 29% ebenfalls überdurchschnittlich betroffen.